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In der Graphik über die Entwicklung eines Diabetes mellitus ist gut zu erkennen, dass die Schäden, die durch zu hohe Blutzuckerkonzentrationen entstehen, schon früh beginnen. Die Gefäßveränderungen der kleinsten Blutgefäße (Mikroangiopathie) führen später zu Schäden an den Augen, Nieren und Nerven. Die Veränderungen an den großen Blutgefäßen entstehen auch durch andere Ursachen, wie Rauchen, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen.
Leider kann man nicht immer davon ausgehen, dass ein gut eingestellter Blutzuckerspiegel vor allen Folgeerkrankungen schützt, da noch unterschiedliche Erbanlagen eine Rolle spielen. Beeinflussen kann man jedoch das Risiko durch den schlecht eingestellten Zucker! Folgende Zahlen zeigen die Bedrohung für jeden Diabetiker:
Herzinfarkt, Schlaganfall, Arterielle Verschlusskrankheit (AVK)
Durch Veränderungen in den Gefäßwänden der großen Blutgefäße kommt es vermehrt zu Herzinfarkten und Schlaganfällen: Herzinfarkte treten bei Diabetikern 3- bis 5- Mal häufiger auf als bei Menschen ohne Diabetes. (Wegweisend auf Durchblutungsstörungen am Herzen können Atemnot und Enge in der Brust zunächst nur unter Belastung, später auch in Ruhe sein.) Man schätzt, dass die Hälfte aller Schlaganfälle diabetesbedingt sind. Es kommt auch häufiger zu Verschlüssen der Beinarterien (Schaufensterkrankheit: der Patient muss beim Spazierengehen kurze Pausen einlegen, weil er sonst Schmerzen in den Beinen bekommt).
Netzhautschäden am Auge (Diabetische Retinopathie - Retina: Netzhaut, Pathos: Leiden)
"»Süßes« Blut macht blind!" (Welt-Diabetes-Tag). 60 bis 80 % aller Patienten mit Typ 2 Diabetes bekommen Schäden der Netzhaut durch krankhafte Veränderungen der kleinsten Blutgefäße, die bis zur Erblindung führen können. Anfangs bleiben diese Schäden vom Patienten unbemerkt, so dass Augenärzte bei über 30 % der Patienten mit Typ 2 Diabetes schon bei der Entdeckung des Diabetes eine Retinopathie feststellen können. Ein gut eingestellter Blutzucker kann das Auftreten einer Retinopathie beim Typ 1 Diabetiker um über 70 % senken und das Risiko des Fortschreitens einer Retinopathie bei einem Typ 2 Diabetiker um über 50 % reduzieren. Der Augenhintergrund bietet das Spiegelbild aller kleinen Blutgefäße im Körper und zeigt damit, ob der Blutzucker gut eingestellt ist. Also mindestens einmal im Jahr zum Augenarzt gehen!
Nierenschwäche (Diabetische Nephropathie - Nephron: Niere)
Zwischen 30 und 40 % aller Diabetiker entwickeln eine Nierenschwäche, die bis zur Dialyse führen kann. Im Gegensatz zur Retinopathie wird ein Nierenschaden meist erst 10 bis 15 Jahre nach Diagnose des Diabetes festgestellt. Die Niere ist neben der Leber die Entgiftungszentrale des Körpers. Je früher und besser der Blutzucker und der Blutdruck eingestellt werden, desto geringer wird das Risiko, dass sich die Nierenschwäche zu einer Dialysepflicht entwickelt. Verdächtig ist immer eine Eiweißausscheidung mit dem Urin, die regelmäßig beim Diabetiker überprüft werden sollte (Mikroalbuminurie).
Diabetesbedingte Nervenschädigungen (Diabetische Neuropathien - Neuron: Nerv)
Solche Nervenstörungen können auch bei anderen Krankheiten auftreten. Es ist nicht immer sicher abzugrenzen, welche Einflüsse (Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Alkohol- oder Nikotinkonsum) ursächlich waren. Diese Nervenstörungen entwickeln sich bei ungefähr 30 % aller Diabetiker. Häufig bemerkt der Patient seine Nervenschäden nicht, was an den Füßen besonders gefährlich ist, weil das Schmerzempfinden gestört ist (es kommt zu einem Diabetischen Fuß-Syndrom). So kann es z. B. durch eine Wärmflasche zu unbemerkten Verbrennungen kommen oder der Patient merkt nicht, dass die Schuhe drücken und es entstehen nur schwer heilende Geschwüre. Die Nervenschädigungen können auch zu Fehlbelastungen und Erkrankungen der Knochen und Gelenke im Fußbereich führen, die im schlimmsten Fall nur noch mit Amputationen behandelt werden können. Andererseits können die Nervenschädigungen auch zu Schmerzzuständen führen. Deshalb sollten Ihre Füße regelmäßig auf Verletzungen und Fehlstellungen hin untersucht und die Nervenfunktionen getestet werden.
Wichtig ist für jeden Diabetiker eine gute Fußpflege, die bei Problemen mit der Gelenkigkeit am besten von einem ausgebildeten Fußpfleger vorgenommen wird. Rechtzeitig sollten auch alle Schuhe des Patienten mit geeigneten Einlagen und Druckentlastungen versehen werden, um Fehlbelastungen rechtzeitig vorzubeugen. Unsere Füße müssen uns ein Leben lang tragen; Diabetiker müssen die Füße täglich selbst untersuchen, eventuell mit Hilfe eines Fußspiegels.
Erektile Dysfunktion (Sexuelle Funktionsstörungen)
Schäden an Nerven können auch die Ursache für Schwindel beim Stehen, Verstopfung des Darmes oder erektile Dysfunktion sein. Unter "Impotenz" leiden zwischen 20 und 60 % der Diabetiker, abhängig vom Alter und von der Dauer der Erkrankung. Geeignete Therapien können auch hier zur Besserung der Beschwerden führen. Durch Gespräch und Untersuchung wird geklärt, welche Therapie Ihnen auf dem Weg zum erfüllten Geschlechtsverkehr am besten helfen kann. Zur Verfügung stehen unter anderem Medikamente wie Viagra®, Cialis®, Uprima®. Außerdem gibt es die Möglichkeit der Schwellkörperautoinjektion (SKAT), die Anwendung von Medikamenten direkt in der Harnröhre (MUSE), die Vakuumpumpentherapie, sowie operative Verfahren. Sprechen Sie Ihre Probleme beim Arztbesuch an.
Karies und Parodontitis (Zahnfleischentzündung)
Diabetiker sollten mindestens einmal im Jahr zur zahnärztlichen Kontrolle gehen. Besondere Pflege ist wegen der vielen kleinen Zwischenmahlzeiten oder auch gelegentlichen Traubenzuckergaben nötig. Durchblutungsstörungen der kleinsten Gefäße führen an der Mundschleimhaut zu Zahnfleischentzündung, die in Parodontose (Zahnfleischschwund) übergehen kann, die wiederum im schlimmsten Fall zum Zahnverlust führt.
Auch viele andere Organe wie der Magen oder die Haut können durch zu hohe Blutzuckerspiegel erkranken.